Die Petitionsübergabe

Am 28. April 2025 um 18.30 Uhr war es so weit. Etwa 100 Protestler hatten sich auf dem Parkplatz vor dem Haus des Gastes in Gladenbach eingefunden, um der Petitionsübergabe an den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Roland Petri, beizuwohnen.
Mit der Petition „Nein! zur geplanten Schießanlage in Mornshausen“ geben 758 Unterzeichner ein klares Statement ab: Sie wollen keine Schießanlage in Mornshausen (!) und appellieren an die Stadtverordneten der Stadt Gladenbach: „Stoppen Sie das Projekt jetzt! Sagen Sie „Nein“ zur geplanten Schießanlage! Schützen Sie unsere Gesundheit – unser Eigentum – unseren Wald!“
Die Unterzeichnenden stammen fast allesamt aus den beiden Gladenbacher Stadtteilen Mornshausen und Rüchenbach sowie aus den beiden auf der Gemarkung Lohra liegenden Gehöftgruppen Nanzhausen & Wüsteburg.

„Die Zahl an Unterstützern ist sensationell“, sagt Thomas Scheld, einer der Mitinitiatoren der Petition und ergänzt: „Wir haben die Unterschriftenaktion mitten in den Osterferien gestartet. Das war ein Wagnis. Aber der Mut hat sich gelohnt. Viele Menschen haben unsere Sammler bereits erwartet und mit ihrer Unterschrift ein klares Zeichen gegen die Schießanlage gesetzt.“
Was die Initiatoren besonders freut: In Mornshausen haben mehr Menschen im wahlfähigen Alter die Petition unterzeichnet als bei der letzten Bundestagswahl im Februar 2025 zur Wahl gegangen waren.
„Damit zeigt sich, dass die Menschen sich für die Dinge, die vor Ort passieren mehr interessieren als für die Dinge, die irgendwo in unserem Land geschehen,“ stellt Scheld bei Übergabe der Petition fest.

Roland Petri, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Gladenbach, nahm die Petition entgegen und bedankte sich zunächst für das Engagement der Bürger. Es sei in den letzten Jahren leider etwas verloren gegangen, dass Bürger sich an Projekten derart beteiligten.

Petri hielt mit seiner Meinung – den geplanten Schießstand betreffend – nicht hinter dem Berg. In Bezug auf den Standort für die Schießanlage in Mornshausen sagte er: „Unser Wald ist krank. Wir können froh sein für jeden gesunden Baum, den wir bei uns noch haben. Und hier würde ja eine ganze Menge Wald diesem Projekt zum Opfer fallen.“ Kritisch sieht Petri auch die von der Schießanlage ausgehenden Lärmemissionen. “Von der Schallimmission würden zumindest die Orte Mornshausen, Rüchenbach und Nanz-Willershausen nicht unbeeinträchtigt bleiben,“ stellt er fest. Abschließend machte Petri den Anwesenden Mut mit den Worten: „Ich bin überzeugt, dass eine große Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung diese Geschichte nicht weiterverfolgen will“. Hierfür erntete Petri viel Applaus von den umstehenden Protestlern.









(Fotos: Rolf Pitzer)
Doch, ob überhaupt und wann sich die Stadtverordnetenversammlung mit der Petition beschäftigen wird, ist noch unklar. Petri selbst gab die Petition jetzt als Vorgang in den „Geschäftsgang“, wie er sagte und reichte die Petition an das Magistratsmitglied Armin Becker weiter, der den Bürgermeister an diesem Abend vertrat. Das heißt: Der Ball liegt jetzt beim Magistrat. Er hat es in der Hand, den Vorgang zügig dem Stadtparlament vorzulegen. „Ich gehe davon aus, dass sich der Bürgermeister zeitnah mit dieser Sache befasst,“ sagte Petri.
Die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FWG, Bürgernah Gladenbach und Bündnis 90/Die Grünen waren der Einladung gefolgt und bei der Übergabe anwesend. Sie zeigten sich in persönlichen Gesprächen allesamt positiv beeindruckt von der großen Anzahl an Unterstützenden und erklärten, dieses Votum nicht ignorieren zu können. Der Fraktionsvorsitzende der CDU war nicht vor Ort.
Die Menschen in den betroffenen Stadtteilen haben sich mit dieser Petition klar und eindeutig positioniert und erwarten jetzt – zeitnah – eine klare und eindeutige Positionierung der Gladenbacher Stadtverordneten.
Update, 1. August 2025
Was ist seit der Petitionsübergabe passiert?
Ein Vierteljahr ist seit der Übergabe unserer Petition vergangen – doch gehört haben wir bisher von offizieller Stelle nichts. Unsere Petition ist offensichtlich im sogenannten „Geschäftsgang“ beim Magistrat „hängen“ geblieben. Eine Rückmeldung an die Initiatorinnen und Initiatoren hat es bislang nicht gegeben. Dabei wäre ein kurzes Zeichen des Respekts angebracht – immerhin haben 758 Menschen, fast allesamt Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gladenbach mit ihrer Unterschrift deutlich gemacht, dass sie ihre Petition von den Stadtverordneten behandelt wissen wollen.
Unser Anliegen verdient Aufmerksamkeit und eine transparente Bearbeitung.
Wir fordern keine langen Erklärungen. Ein Hinweis auf den Sitzungstermin der Stadtverordnetenversammlung, an dem unsere Petition behandelt wird, genügt völlig.
Ignorieren ist keine Lösung – wir bleiben dran.
Der Protest geht weiter – sachlich, engagiert und sichtbar.
Update, 13. August 2025
Was bereits mündlich seit ein paar Tagen die Runde machte, haben wir jetzt schwarz auf weiß aus dem Rathaus: Die Jägervereinigung Hinterland hat sich von dem geplanten Projekt in Mornshausen verabschiedet und dem Magistrat der Stadt Gladenbach schriftlich ihren Verzicht auf die Errichtung eines Schieß- und Ausbildungszentrums im Stadtteil Mornshausen erklärt. Wir haben unser Ziel erreicht. Damit endet unser Protest.
Auch wenn die Petition – aufgrund der Entscheidung der Jägervereinigung auf den Bau des Schießzentrums in Mornshausen zu verzichten – nun nicht mehr im Stadtparlament behandelt werden wird, zeigt es doch eins: Petitionen sind ein wichtiger Baustein unserer Demokratie!
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